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Wenn vor den Blitz oder eine Lampe eine Polarisationsfilterfolie gesetzt wird, reduziert das zwar die Lichtmenge, aber das Motiv wird bereits mit polarisiertem Licht beleuchtet. Vor dem Objektiv sitzt wieder ein Polfilter, der so gedreht ist, dass er die Polarisationsrichtung des Lichtes weitgehend ausfiltert.
Das bietet viele interessante Möglichkeiten:
Für einen Blitz reicht eine einfache Polfilterfolie. Ich habe die Folie mit Klettpunkten auf dem Blitz befestigt. Den Abstand habe ich so gewählt, dass auch noch ein kompakter Diffusor aufgesteckt und mit der Polfilterfolie verwendet werden kann.
Ein Problem ist die Frage, wie der Filter am Objektiv so eingestellt werden kann, dass seine Polarisationsrichtung möglichst senkrecht zum Polfilter vor dem Blitz steht. Das ist ein Problem, weil die Leuchtdauer des Blitzes zu kurz ist, um ihn als Einstelllicht zu benutzen und in Ruhe den Polfilter in die beste Position zu drehen. Aber es gibt eine einfache Möglichkeit:
Machen Sie die Kamera fertig für Ihr erstes Bild.
Stellen Sie sich vor einen Spiegel und sorgen Sie für genügend Licht. Ein Badezimmer ist da nicht schlecht, ein Handspiegel geht aber auch.
Sehen Sie durch den Sucher und zoomen Sie so weit, dass Sie den Filter vor dem Blitz möglichst groß im Sucher sehen. Sie können auch Kamera oder Handspiegel ein wenig kippen, damit Sie die Folie vor dem Blitz gut erkennen können.
Drehen Sie nun den Polfilter vor dem Objektiv so lange, bis der Polfilter vor dem Blitz möglichst dunkel erscheint, das entspricht der gekreuzten Filterstellung (90° = höchste Wirkung). Wenn Sie so lange drehen, dass der Blitz möglichst hell erscheint, haben Sie die parallele Stellung der Filter erreicht (0° = Wirkung nur wie Graufilter, je nach Qualität der Filter eventuell mit Farbstich).
Für andere Gelegenheiten, bei denen ein Spiegel gerade nicht zur Verfügung steht, können Sie die Polarisationsrichtung des Filters am Objektiv durch ein paar Markierungen kenntlich machen.
Eigentlich wird das Kreuzpolblitzen erst mit der digitalen Kamera zu einem richtig effektiven Werkzeug für Unterwegs (= mit dem Aufsteckblitz). Die kurze Leuchtdauer kann man kompensieren, weil eine ausreichende Zahl von Testfotos sofort am Kameramonitor beurteilt werden können, um damit die Einstellung des Polfilters vor dem Objektiv zu optimieren.
Wie viel Licht ein Polfilter oder eine Folie schluckt, wird von den Anbietern uneinheitlich angegeben, es finden sich Werte zwischen 1…3 Blendenstufen. Da sowohl das Licht des Blitzgerätes durch die Pol-Folie gedämpft wird und auch der Polfilter vor dem Objektiv noch schluckt, sollte bei Neuanschaffungen ein Blitzgerät großer Leitzahl (LZ, Maß für die bei einem Blitz abgegebene Lichtmenge) für diese Aufnahmetechnik bevorzugt werden.
Hinweise:
Auch bei einem Ringblitz kann man die Polfilterfolie einsetzen - es muss nur das Loch für das Objektiv frei bleiben. Besondere Möglichkeiten ergeben sich bei Ringblitzen mit zwei getrennten Röhren (wie Metz Mecablitz 15 MS-1 oder Canon MR-EX 14 II, Macro Twin Lite MT-24EX) hier kann man mit nur einer gefilterten Röhre experimentieren.
Die Polfilterfolie lässt sich auch bei einer Ringleuchte einsetzen, dafür sind dann längere Belichtungszeiten nötig. Die Ringleuchte ist wegen ihrer kurzen Reichweite vor allem eine Alternative zur Makrofotografie mit dem Ringblitz.
Es werden zirkulär polarisierende Filterfolien angeboten, meistens sind sie teurer als linear polarisierende Folien. Für den Blitz reichen die linear polarisierenden Folien, die zirkulär polarisierenden Folien wirken nur, wenn sie richtig herum aufgesetzt werden.
Da Polfilter abhängig von ihrer Qualität zu Farbverfälschungen führen können, ist eine Testaufnahme einer Farbreferenzkarte sicher vorteilhaft. Da der Polfilter vor dem Blitz dessen Farbtemperatur verändern kann, sind die Daten, die einige Blitze an die Kamera übermitteln (Farbtemperatur des Blitzes je nach abgegebener Leistung) nicht zuverlässig.
Nach der üblichen Formel gilt für Fotos ganz ohne Polfilter die Gleichung: [Blitzentfernung] × [Arbeitsblende] =
[LZ];
Beim Kreuzpolblitzen mit 2 Polfiltern, die je 3 Blendenstufen Lichtverlust bewirken, gilt: [Blitzentfernung] ×
([Arbeitsblende] × 22×3) = [LZ]
Das bedeutet, dass die beiden Polfilter die Lichtmenge am Sensor auf 1:4 bis hinab auf 1:64 reduzieren. Die stärksten Aufsteckblitze enden etwa bei Leitzahlen (LZ) um die 60 (wobei dieser Wert nach bestimmten Normen ermittelt wird und tatsächlich kaum erreicht wird), so dass im ungünstigsten Fall die Blitzleistung nicht mal mehr für Entfernungen bis zu einem Meter ausreicht, wenn die Belichtungszeit nicht angehoben werden kann oder soll.
Weitere Beispiele zum Kreuzpolblitzen
Umfangreiche und gute Erklärungen zum Blitzen und zur Blitztechnik, auch wenn Kreuzpolblitzen da nur am Rande vorkommt: www.scandig.info/Blitz.html