Das Energiesparlampen-Märchen

Elektronisches Vorschaltgerät

Einer der frühen elektronischen Adapter für einseitig gesockelte Leuchtstofflampen des Typs S und D, der heute nicht mehr zu finden ist.

Oder: Warum merke ich nichts auf meiner Stromrechnung?

Nein, dies ist keine verschrobene Weltverschwörungstheorie über geheime Mächte, die uns zu Sklaven der Energiesparlampe (ESL) machen wollen. Denn unbestritten sind diese Punkte:

Es soll hier auch nicht gefragt werden, ...

Einige Monate nach dem ich diesen Artikel erstmals online stellte, hat Spiegel TV über diese hässlichen Punkte ausführlich berichtet.

Der Retter vor dem bösen CO2?

Immer häufiger baut die Politik ein Potemkinsches Dorf (siehe Wikipedia) auf: Australien und die EU haben normale Glühlampen weitgehend verboten und allerorten hört man, wie toll man doch CO2 sparen kann, wenn man Energiesparlampen einsetzt.

Der Focus will sogar entdeckt haben, dass die Deutschen Sparlampen-Verweigerer sind, Zitat: "Bisher scheinen höhere Anschaffungskosten die Verbraucher abzuschrecken: In Deutschland werden jährlich etwa 240 Millionen Glühlampen verkauft, doch nur 40 Millionen ESLs. Dabei zahlt sich deren Einsatz in wenigen Monaten aus".

Nun ist 240/40=6 und bei diesem Verhältnis fiel mir auf, dass nach alten Herstellerangaben jede Energiesparlampe mindstens 6 Mal länger als eine Glühbirne halten solle. Demnach erlebt eine Energiesparlampe im Haushalt, wie in der benachbarten Fassung 6 Glühbirnen abdanken, ehe sie selbst Abschied nimmt. Heute versprechen die Hersteller 8-fache Lebensdauer, einige behaupten sogar, ihre ESLs würden bis zu 15 mal so lange wie eine Glühbirne leben. So gesehen zeigen die Zahlen des Focus, dass die Kombination aus technischen Zusammenhängen und Statistik manchmal Journalisten überfordern können, und dass in der Realität genau das Gegenteil zu beobachten ist, nämlich dass die Deutschen inzwischen zur nächsten Generation der Energiesparlampen, nämlich den LED's wechseln.

Wo wird aber schon mal die Frage gestellt, welchen Anteil die Beleuchtung am Stromverbrauch eines Haushaltes überhaupt hat?

Im normalen Verbraucherhaushalt wird der größte Anteil der elektrischen Energie für die Beheizung verwendet: Waschmaschine, Trockner, Herd, Mikrowelle, Bügeleisen, Föhn, Kaffeemaschine, andere elektrische Heißwassergeräte.

Nur 3% der Energie verwendet ein Haushalt im Durchschnitt für Beleuchtung. Wenn also alle Leuchten vorher mit Glühbirnen und hinterher mit Energiesparlampen bestückt sind, dann sinkt der Anteil der Beleuchtung am Stromverbrauch von 3% auf 0,6% also um schwer messbare 2,4 Prozentpunkte. Der Grundpreis im Stromtarif ändert sich dagegen nicht, so dass die Einsparung auf der Stromrechnung noch kleiner als 2,4 Prozentpunkte ausfällt und vermutlich in den natürlichen Verbrauchsschwankungen nicht mehr zu erkennen ist.

„Shoot for Dollars, not for Cents“ oder – was hilft wirklich?

Wenn man in Energieeinsparungen investieren will, kann man sein Geld natürlich zuerst für Energiesparlampen ausgeben. Aber H. Ford Dickie hat bei General Electric schon 1951 eine Analyse eingeführt und mit dem Satz „Shoot for Dollars, not for Cents“ beschrieben, die heute in der Unternehmensführung häufig als 'ABC-Analyse' bekannt ist und vom ursprünglichen Bereich (der Materialwirtschaft) längst in andere Bereiche vorgedrungen ist.
Die simple Idee: Bevor wir unter verschiedenen Möglichkeiten eine anpacken, schauen wir vorher noch mal, wo am meisten zu holen wäre. In dem Materiallager von General Electric war das noch einfach, man schaute nach dem Umsatz in Geld, den man mit jedem Artikel machte und suchte zuerst bei dem Artikel nach Optimierungen, der den größten Umsatz machte.

Anhand des oben genannten Anteils von 3% für Beleuchtung am Gesamtstromverbrauch, ist zu vermuten, dass es für Kosten und Umwelt bessere Einsparpotentiale gibt, als es ein Lampenwechsel verspricht.

Die elektrische Beheizung anpacken!

Die größte Energiemenge wird in den Haushalten meist dort benötigt, wo elektrisch beheizt wird, insbesondere wenn Wasser erwärmt werden muss. Dazu dienen beispielsweise der Herd (bei dem man meist schon anhand des Anschlusses sieht, dass hier große Ströme fließen), die Waschmaschine, der Trockner und das Bügeleisen (welche die Feuchtigkeit in der Wäsche erwärmen und verdampfen), der Geschirrspüler, die Kaffeemaschine, alle Heißwassergeräte, Mikrowellen und vielleicht noch einige andere Geräte.

Um die folgenden Beispiele anschaulich zu machen, wollen wir als Vergleich einmal annehmen, dass ich eine eine 100 W Glühbirne gegen eine 20 W Energiesparlampe getauscht habe. Das würde pro Stunde 0,08 kWh Strom sparen oder eine kWh bei 25 Stunden Brenndauer.

Betrachten wir nun mein Bügeleisen. Ich habe eines, welches mit 2000-2400 Watt angegeben ist. Wenn beim Bügeln unerwartet Telefon oder Türe läuten, schaltet nicht jeder das Bügeleisen ab. Rechnet man mit 2,5 Minuten (also 150 Sekunden) für eine kurze Unterbrechung, verbraucht das Bügeleisen dann das, was die Energiesparlampe in einer Stunde hereingespart hat.

Mein Bügeleisen hat aber eine sinnvolle Einrichtung, die eigentlich mehr für vergessliche oder demente Menschen gedacht ist. Wenn es mehrere Minuten nicht bewegt wird, schaltet es sich ab. Während ich also an der Türe oder am Telefon bin, schaltet mein Bügeleisen von selbst ab und spart so Energie.

Meine Waschmaschine braucht für das Programm „Buntwäsche kurz“ 32 Liter Wasser in zwei Spülgängen, also ungefähr 16 Liter für den ersten Waschgang, in dem geheizt wird. Wenn ich nun mit 60 °C statt mit 40 °C wasche, brauche ich 0,37 kWh mehr Strom, das holt meine Energiesparlampe erst nach 4:40 h Einsatzdauer wieder herein. Bei einer Wäsche mit 95 °C gibt es keine Kurzwäsche und bei 39 Litern je Wäsche braucht der Kochgang 1,25 kWh mehr als die 40 °C Wäsche. Nun wird mancher Allergiker sagen, dass dies notwendig wäre, um beispielsweise Milben abzutöten. Hier kann man überlegen, ob die Wäsche nach dem Waschen nicht ohnehin in den in den Trockner kommt, und dessen trocken-heißes Klima noch einmal den gleichen Effekt wie die 95 °C Wäsche hat.
Neuere Waschmaschinen heizen nur noch einen Teil des benötigten Wassers vor und benetzen damit die Wäsche. Später wird weiteres Wasser zugegeben, aber nicht mehr geheizt, so wird Energie gespart.
In speziellen Öko-Programmen wird die Waschtemperatur gar nicht mehr erreicht, dafür bleibt die Wäsche länger in der Maschine. Allergiker sollten diesen Sparmechanismus kennen.

Nicht immer braucht man die speziellen Fähigkeiten eines Wäschetrockners, insbesondere dann, wenn man Kleidung besitzt, die gerne mal einläuft. Wer etwas mehr Zeit hat, kann einen Ventilator unter die Wäscheleine stellen und damit sparen, vorausgesetzt, der Raum ist unbeheizt. Bei guter Belüftung kann die Wäsche in einem halben Tag trocken sein. Mein Ventilator ist ein großer Standventilator und braucht gerade mal 60 W, im Gegensatz zu meinem Kondensationstrockner, der bis zu 2200 Watt Leistung zieht. Rechnet man, dass er nicht dauernd heizt, sondern nur die Hälfte der Trocknungszeit, dann braucht also eine Stunde Trocknen so viel Strom, wie 18 Ventilatorstunden.
Die billigste Trocknung ermöglicht die Wäschespinne im Freien - so lange es draußen trocken ist.

Auch den Computer schaltet nicht jeder ab, der gerade mal kurz weggeht. Sollte das „mal eben“ aber ein bisschen länger dauern, lässt sich auch ein stationärer PC mit dem bordeigenen Hilfsmitteln automatisch bei Nichtgebrauch in den Schlaf versetzen. Die besonderen Vorteile dieser Maßnahme: Sie kostet wirklich nichts und bei Notebooks im Netzbetrieb verlängert sich die Lebensdauer der Li-Ion Akkus – interessanterweise altern diese ja weniger durch Lade- und Entladezyklen, sondern durch die warme Arbeitsumgebung, wofür der Prozessor im Verbund mit dem RAM und der Notebookfestplatte sorgt.

Der energetisch größte Unsinn sind elektrische Heizgeräte wie Radiatoren, Heizlüfter und Nachtstromspeicherheizungen. Wer solche Geräte verwendet, der sollte unbedingt Glühbirnen mit großer Leistung (hoher Wattzahl) statt Energiesparlampen verwenden - und das meine ich wirklich ernst! Glühbirnen und elektrische Heizungen machen nämlich das Gleiche: Sie verwandeln Strom in Wärme, die Glühbirne riecht aber auch nach längerem Gebrauch nicht (verstaubte Heizlüfter schon) und spendet neben der Wärme (wir erinnern uns, sie wandelt 95% der elektrischen Energie in Wärme) etwas Licht!

Besonders schlecht wird das Verhältnis, wenn man die Wärmekapazität von Wasser und Luft vergleicht, denn das Wärmespeichervermögen von einem Liter Wasser ist 3223-fach höher als das von einem Liter Luft. Nimmt man eine 75 m²-Wohnung mit 2,5 m Deckenhöhe (also 188 m³ Luft), dann schafft es ein nicht-wärmeisolierter Spülkasten, der mit Wasser von 4 °C (Winter) vollläuft, die ganze Wohnung von 21 °C auf 18 °C abzukühlen, um seinen eigenen Inhalt von 10 l Wasser ebenfalls auf 18 °C zu bringen. In einer normalen Wohnung wirken Wände und Möbel wie Wärmespeicher, die der schnellen Abkühlung entgegenwirken. Der Temperaturabfall würde daher kaum spürbar werden. Dennoch wird das Wasser im Spülkasten erwärmt und dann weggespült, während sich die Wände ihren Wärmeverlust unmerklich über die Heizung zurückholen.

Fazit

Energiesparlampen bieten einige Vorteile. Solange aber jeder nur über die Vorteile und nicht über die Nachteile und Risiken redet, gibt es für die Hersteller keinen Druck, um bessere und günstigere Alternativen zu entwickeln.

Nur ein Leistungs- oder Arbeitsmeßgerät oder ein Energiekostenmessgerät kann die Verbraucher und die Ergebnisse einer Einsparung wirklich zeigen.

Wer eine Form der elektrischen Heizung nutzt, sollte sie durch Glühbirnen oder klassische Infrarotlampen ersetzen, die liefern zur Wärme auch noch Licht.