Die Sicherheitslücke im ABS

Verkehrzeichen Gefälle Verkehrszeichen Schleudern Das Anti Blockier System (ABS) hat entgegen der üblichen Ansicht weniger die Aufgabe, den Bremsweg möglichst kurz zu machen, sondern es soll die Richtungsstabilität und Lenkfähigkeit bei Panikbremsungen erhalten. Darin steckt die Hoffnung, dass der ungeübte Fahrer (= die große Mehrheit) bei einer Panikbremsung einem Hindernis doch noch ausweichen und so einen Zusammenstoß vermeiden könnte.
Technisch gesehen misst das ABS den Schlupf an den Rädern. Sobald der Schlupf zu groß wird, öffnet das ABS kurz die Bremse und das Rad kann wieder rollen. Das Rad (und damit das Fahrzeug) wird in dieser kurzen Phase nicht gebremst. Dann läßt das ABS die Bremse wieder zupacken, aber völliges Blockieren eines Rades läßt das ABS höchstens für einen kurzen Augenblick zu.

§41b StVZO nennt diese Systeme 'Automatische Blockierverhinderer' (ABV) und schreibt sie für Omnibusse und die meisten Lkw über 3,5 t vor. Auch im normalen Pkw haben sie sich durchgesetzt. Audi hatte einige Jahre einen Schalter im Cockpit, mit dem man das ABS deaktivieren konnte, doch eine EU Richtlinie verbietet solche Schalter.

Im Prinzip gibt es mit dem ABS auch kein Problem, es erhält nicht nur die Lenkfähigkeit, sondern es verkürzt auch den Bremsweg - mit einer Ausnahme: Auf lockerem Untergrund wie beispielsweise Sand, Schnee und Schotter haben blockierende Räder teilweise erheblich kürzere Bremswege, weil sie den losen Untergrund vor sich herschieben und der eine Art Unterlegkeil vor dem Rad bildet - das Rad gräbt sich ein.

Natürlich bezahlt man den kurzen Bremsweg auch hier mit dem Verlust der Lenkfähigkeit und im normalen Straßenverkehr hat das ABS sicher jeden von uns schon einmal vor einer brenzligen Situation gerettet, während sicher die wenigsten einen Unfall mit blockierten Rädern hätten vermeiden können.
Hier wird's gefährlich

Unangenehm wird es jedoch unter folgenden Umständen: Sie fahren einen Berg hinauf, setzen sich in ein Restaurant und essen gemütlich. Während Sie noch tafeln, setzt kräftiger Schneefall ein. Noch freuen Sie sich über die tanzenden Schneeflocken und den romantischen Ausblick beim Essen. Sie fahren bei kräftigem Schneetreiben zurück, aber weil Sie vor kurzem neue M+S Reifen gekauft haben, machen Sie sich keine Sorgen.

Doch dann möchten Sie im Gefälle bremsen, denn Sie merken, dass die Schwerkraft Ihr Auto immer schneller macht. Sie bremsen, das Bremspedal pumpt und das ABS verhindert -wie erwartet- das Blockieren der Räder. Unglücklicherweise beschleunigt das Gefälle Ihr Fahrzeug stärker, als es die vom ABS kontrollierte Bremse verzögern kann. Obwohl Sie -schon in leichter Panik- das Bremspedal durch das Bodenblech treten, wird Ihr Fahrzeug noch schneller. Da fällt Ihnen gerade noch der ADAC ein. Der empfiehlt nämlich in Fällen von akutem Bremsversagen die 'Blechbremse', d.h. Sie fahren mit der Karrosserie gegen den die Bergseite und das Gestein runiert das Blechkleid Ihres schönen Autos, dafür bleiben Sie stehen.

Dummerweise ist heute gerade die Bergseite links, dafür geht es an Ihrem Fahrbahnrand ziemlich steil bergab und ob die Leitplanken in der Kurve, die gerade auf Sie zukommt, die 1,6 Tonnen ihrer Limousine anhalten können, wagen Sie nicht, vorherzusagen.

"Ich muss nach links" - als Sie das denken, kommt gerade ein Omnibus um die Kurve, die vor Ihnen liegt. Es wäre Selbstmord, jetzt auf die Blechbremse zu setzen und Sie wissen ja auch noch nicht, wie der Gegenverkehr hinter der Kurve aussieht. Sie tasten nach der Karte ihrer privaten Zusatzversicherung und hoffen, dass Sie entweder die Kurve schaffen oder der Notarzt schnell diagnostiziert, das Sie bei stationärer Aufnahme Privatpatient sind.

Dann wird schlagartig alles ganz friedlich, Sie fühlen sich schwerelos und sorgenfrei. Sie sehen ein helles Licht und Sie hören noch die Stimme der Seherin aus Steven Spielbergs 'Poltergeist', die Sie warnt 'Sie darf nicht in das Licht gehen - sagen Sie ihr das - nicht ins Licht'. Aber das ist Ihnen egal, alles in Ihnen strebt der Quelle von Glück und Geborgenheit entgegen ...

Diese dramatische Schilderung ist natürlich frei erfunden und vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber sie betrifft im Prinzip auch den Geländewagenfahrer, der offroad und bergab auf sandigem Untergrund fährt.
Was kann man dagegen tun ?

Das ABS permanent zu deaktivieren wäre sicher die schlechteste Möglichkeit, denn in den meisten Fällen nutzt es dem Fahrer mehr, als Schaden durch seltene Verkehrssituationen zu erwarten ist. Im Augenblick sehe ich nur diese Möglichkeiten an: